Sein oder Nichtsein:
Ein Appell an die Vernunft und unsere Herzen
Vor 40 Jahren veröffentlichte der Club of Rome den Bericht Die Grenzen des Wachstums.
Das Ergebnis dieser, in seiner Art ersten, umfassenden systematischen Untersuchung zum Fortbestand der Weltwirtschaft unter den vorherrschenden Bedingungen lautete:
Die Zukunft der Menschheit und des Planeten ist ohne eine Umstellung der auf exponentiellem Wachstum basierenden Weltwirtschaft massiv bedroht.
Festgestellt wurde, dass drastische, nach einem weltweiten Plan durchgeführte ökonomische und technologische Veränderungen zwingend notwendig seien, um eine große, letztlich globale Katastrophe
zu verhindern.
Und: ein fundamentaler Wandel der menschlichen Grundwerte und Einstellungen, im Sinne einer neuen Ethik und einer neuen Einstellung zur Natur, die wesentlichste Voraussetzung wäre, die
ökonomische Neuordnung innerhalb der Gesellschaften sicher zu stellen.
Auf die Veröffentlichung der Studie folgten kontroverse Debatten im intellektuellen und gesellschaftlichen Milieu.
1973 erhielt der Club of Rome für Die Grenzen des Wachstums u.a. den Friedenspreis des deutschen Buchhandels.
Ein gesellschaftlicher Wandel indes trat nicht ein.
Von der Politik und dessen Protagonisten wurde solch ein Wandel auch niemals offensiv unterstützt oder in den entsprechenden Gremien eingefordert.
Stattdessen wurde neoliberalen Fürsprechern Tür und Tor geöffnet, so dass es zu einer permanent weiter zunehmenden Verschärfung der kritisierten Strukturen gekommen ist.
Es mutet höchst sonderbar an, dass obwohl alle relevanten Daten und Informationen der Öffentlichkeit seit nunmehr zwei Generationen zur freien Verfügung stehen, dem stärksten der menschlichen
Instinkte, dem Selbsterhaltungstrieb, dies skizzierte Szenario nicht bedrohlich zu sein scheint.
Es ist nachgerade Ungeheuerlich, dass eine Minorität aus herrschender Politik und Wirtschaftseliten der Mehrheit einen zweifelhaften, nicht nachhaltigen Kurs vorgibt ohne eine Wucht der Empörung
zu bewirken, obwohl es gerade der Mehrheit der Menschen immer schlechter geht, und die allermeisten bang in die Zukunft schauen.
Wir haben uns in ein gefährliches Paradoxon begeben, das zudem eine Beleidigung unserer Intelligenz und Mitgefühls für unsere Umgebung darstellt.
Jeder einzelne von uns weiß und spürt instinktiv, dass wir so nicht werden weiter machen können, doch nur die wenigsten versuchen, den Schritt der Veränderung zu gehen.
Das Paradoxon ist nicht unlösbar! Es wurde von uns selbst erzeugt und wir haben jederzeit die Fähigkeit es wieder aufzulösen! Wir müssen lediglich den Weg beschreiten.
Um von Frankfurt nach Paris zu kommen, reicht es nicht, sich eine Landkarte zu kaufen, wir müssen uns auf den Weg machen, um anzukommen.
Auf dem Weg werden wir bereits in Wiesbaden erkennen, dass die Fragestellung heute nicht mehr lautet: Was ist gut für den Menschen? sondern durch die Frage: Was ist gut für das System?
ersetzt wurde, und wir der Verheißung, alles dem System dienliche würde zum Wohlsein der Menschen führen, nicht länger glauben können.
Nicht nur weil diese These von Anbeginn durch die abenteuerliche Behauptung gestützt wurde, wonach genau jene menschlichen Qualitäten, die das System benötigt, Egoismus, Selbstsucht und Habgier,
dem Menschen angeboren seien, in seiner Natur lägen, und dies System somit die logische Konsequenz wäre, sondern, weil wir im Gegenteil spüren, sehen und jeden Tag feststellen können, wie
feindselig wir unserer Umwelt immerfort begegnen und nicht länger mitwirken wollen, wie die Ressourcen, die endlichen Naturschätze des Planeten, vergeudet werden, und gerade deswegen zur
Erkenntnis gelangt sind, dass es einzig das System war und noch immer ist, welches jene Eigenschaften im Menschen schafft und fördert, die uns an den Rand des Abgrunds gebracht haben!
Wenn wir weiter laufen und in Trier die nächste Rast einlegen, werden wir verstehen, dass die uns umgebenden kapitalistischen, auf Privateigentumsstrukturen basierenden Gesellschaften,
schwerwiegende Schädigungen in unserem Identitätsgefühl hinterlassen, nicht nur weil sie die um jeden Preis haben wollende Mentalität begünstigen, die alle und alles in tote, unserer Macht
unterworfene Objekte verwandelt, und wir dabei merken, dass wir seit frühesten Lebensjahren diese gesellschaftlichen Denk- und Gefühlsmuster aufgenötigt bekommen haben, und somit zu keiner freien
Willensäußerung mehr gelangen konnten, weil eben diese uns ganz früh genommen wurde, sondern, gerade deshalb, weil wir immer mehr erkennen, dass es innerhalb des Systems überhaupt nicht gewollt
ist, uns zu helfen, weil wir darüber nachgedacht haben, dass es in einem kapitalistischen System wie unserem beispielsweise im Krankheitsfall gar nicht effizient ist, gesund zu werden, da sonst
eine ganze Branche keine Tabletten mehr verkaufen könnte, mit der Folge, dass unser Bruttosozialprodukt sinken würde, und das System weniger wachsen würde, weil es nur auf Zahlen fixiert ist und
den menschlichen Aspekt vollkommen ignoriert.
In Trier haben wir erkannt, dass Krankheit systemimmanent ist und eine rasche Gesundung der Mitwirkenden für das kapitalistische System schädlich ist!
Hinreichend aufgewühlt laufen wir weiter und erkennen in Luxemburg, dass unser auf Zins basierendes Geldsystem die Ungerechtigkeiten, also den stetigen Transfer von fleißig nach reich
jeden Tag und jede Nacht begünstigt und so ein leistungsloses Einkommen für einige wenige generiert.
Zusätzlich verstehen wir, dass all das schöne Geld als Schuld in den Wirtschaftskreislauf eingespeist wird. Wir sehen das ganz klar: Wir schulden unserem Arbeitgeber per Vertrag unsere
Arbeitskraft, erfüllen wir den Vertrag, bekommen wir Geld, reicht uns dieses Geld nicht aus, um die bunten tollen Sachen zu konsumieren, von denen uns fortwährend unterbewusst suggeriert wird,
dass wir sie zum Menschsein brauchen würden, fragen wir bei unserer Bank nach, die daraufhin Geld aus dem Nichts zaubert, für dieses Geld Zins verlangt, das sie bei der Geldschöpfung jedoch nicht
mit geschöpft hat, und uns somit zwingt, in Konkurrenz zu anderen Kreditnehmern bzw. Wirtschaftsteilnehmern zu treten, um jenen die zu erbringenden Zinsen abzuknöpfen.
Wir verstehen, irgendjemand muss verlieren, irgendjemand wird auf der Strecke bleiben müssen und wir merken…genau das ist gewollt!
Und als wir dann noch verstanden haben, dass dieses Prinzip, auf einer höheren Ebene, für ganze Staaten gilt, die sich ebenso wie wir vertraglich an Zinszahlungen gebunden haben, brauchen wir
erneut eine Rast.
Nachdem wir uns weiter auf den Weg gemacht haben und in Reims angekommen sind, erkennen wir, dass jede für den Menschen wichtige Lebensgrundlage im Niedergang begriffen ist. Wir sehen,
dass unser so genanntes Wirtschaftssystem ein Verschwendungssystem ist, das weder effizient noch vernünftig ist, wir aber die gleichen Muster wieder und wieder durch unseren Konsum stützen was
dem Wahnsinn gleich kommt, wir jedoch immer wieder mit dem Satz, dies System sei alternativlos und es sei doch toll, die bestmöglichen Güter, zum bestmöglichen Preis herzustellen, beschwichtigt
werden. Wir erkennen, dass innerhalb des Wettbewerbsmodells eines wichtig ist: Kein Produkt darf eine Lebensdauer besitzen, die länger ist, als es die Aufrechterhaltung des zyklischen Konsums
erlaubt! Somit ist es für das System richtig, dass die Dinge rechtzeitig kaputt gehen, während wir mit ansehen können, dass reinste Bodenschätze auf Müllhalden verrotten, weil es sich nicht
lohnt, Handys, Computer, Fernseher etc. reparieren zu lassen.
Um im Wettbewerb zu bestehen, müssen Unternehmen heute eine geplante Veralterung (->geplante Obsoleszenz) in Ihre
Produkte einbauen, und nennen dieses Phänomen dann intrinsische Veralterung. Wir erkennen; das ist verrückt! Und geradezu das Gegenteil von effizienten geschweige denn nachhaltigem
Wirtschaften!
Wenn Langlebigkeit schädigend für das Wirtschaftswachstum ist, wenn technische Neuerungen unterdrückt werden, nur damit der zyklische Konsum nicht ins Stocken gerät, weil je schneller die
Konsumrate, desto größer das vermeintliche Wirtschaftswachstum ist, erkennen wir, dass dieses auf Beschleunigung der Verbraucher getrimmte System uns permanent missbraucht und uns um unsere
Zukunft bringen wird!
Wir laufen weiter und erkennen in Meaux, dass unsere Gedanken beständig manipuliert und fremd gesteuert von Medien und Werbung sind. Dass wir uns in den Fängen einer riesigen
Propagandamaschine befinden, die sich neben Legislative, Exekutive und Judikative als vierte und einflussreichste Kraft in unseren Gesellschaften eingenistet und entwickelt hat.
Wir fühlen uns elend, nicht nur, weil diese Strukturen unser Kollektivbewusstsein unablässig missbraucht weil es mittels Agenda Setting dem System dienliche Themen überbetont, während systemkritische Sachverhalte nahezu komplett ignoriert werden, es außerdem an Zynismus nicht mehr zu überbieten ist,
dass Talkshowmoderatoren mehrere Hunderttausende pro Sendung verdienen, während sie Sendungen über Sozialhilfeempfänger machen, wohl wissend, dass gerade ihr eigenes, alles Maß verlorenes,
Einkommen die Bedürftigkeit innerhalb des Systems antreibt, sondern, weil wir erkennen mussten, dass es freien Journalismus heute gar nicht mehr gibt, weil die überwiegende Zahl der schreibenden
Zunft, genau wie wir, Lohnsklaven sind, und sich einmal mehr der Satz bewahrheitet: wessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe.
Heute gibt es auf dem Papier mehr Nachrichtenagenturen als vor 40 Jahren, trotzdem sehen wir immer dieselben Bilder in den öffentlichen Medien.
Das Werbeetat großer Unternehmen übersteigt die Kulturetats der Staaten, alles nur um uns in einem Hamsterrad zu halten, welches ein perverses, menschenverachtendes System antreibt.
Als wir schließlich in Paris ankommen, drängt es uns zum Place de la Bastille. Hier atmen wir den
Hauch des Umsturzes ein, und sammeln unsere Forderungen:
1. Die Produktion hat den wahren Bedürfnissen des Menschen und nicht den Erfordernissen der Wirtschaft zu dienen!
2. Ein neues Verhältnis zwischen Mensch und Natur muss erschaffen werden, dass auf Kooperation und nicht auf Ausbeutung basiert!
3. Der wechselseitige Antagonismus ist durch Solidarität zwischen den Menschen zu ersetzen!
4. Ein jeder soll zur aktiven Mitwirkung am gesellschaftlichen Leben motiviert werden und sich zu jeder Zeit in den gesellschaftlichen
Entscheidungsprozess einbringen können!
5. Nicht maximaler Konsum, sondern vernünftiger, nachhaltiger Konsum muss gefördert werden!
6. Das oberste Ziel aller gesellschaftlichen Arrangements ist das menschliche Wohlsein, bei gleichzeitiger Verhinderung menschlichen Leids!
7. Das Schuldgeldsystem, das auf Zins gestützt wird, muss durch ein Vollgeldsystem ohne Zinsen ersetzt werden!
8. Ein bedingungsloses Grundeinkommen, gepaart mit einem zu definierendem Höchsteinkommen in der Privatwirtschaft, ist einzuführen!
9. Das Ziel eines unnatürlichen unbegrenzten wirtschaftlichen Wachstums muss zu Gunsten eines Ressourcen schonenden selektiven Wachstums geändert
werden.
10. In der kommerziellen und politischen Werbung sind alle Methoden der Gehirnwäsche zu verbieten!
Während unseres Weges nach Paris haben wir viel erkannt, und waren danach in der Lage, unseren Unmut konstruktiv zu kanalisieren.
Die wichtigste Erkenntnis ist, dass wir alle, wenn wir nur zusammenhalten, eine Kraft entwickeln können, die imstande ist, all unsere Forderungen Wirklichkeit werden zu lassen!
Durch unser Konsum- und Medienverhalten haben wir die entscheidenden Hebel in der Hand!
Und so schalten wir das Fernsehen aus und treten in einen Verbraucherstreik!
Diese Waffe in unserer Hand kann uns nicht genommen werden.
Wir machen nicht mehr mit!
Denn nach den knapp 600 km nach Paris haben wir etwas ganz wichtiges gelernt.
Die kürzeste Entfernung zwischen Menschen ist das Lächeln.
Daher lächeln wir.
unsere Erde….unser Leben….unsere Bewegung
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