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der demo

global ®evolution...

...und wir alle vereint...

Vergesellschaftung als Perspektive

Unsere Kämpfe um Wohnraum

Artikel vom 26.09.2013
Artikel vom 26.09.2013

Wir treffen eine alte Freundin in Frankfurt.

Wir sitzen in der Straßenbahnlinie Nummer 12, die Wiedersehensfreude ist riesengroß.

Auf dem Weg Richtung Günthersburgpark reden wir über Alltägliches.

Unsere Freundin ist kurz vor der Rente und macht sich große Sorgen, ihre 3-Zimmer Wohnung am Park nicht mehr halten zu können...die Fahrt vergeht zu schnell für all Ihren Kummer...großstadtgehetzt sagen wir tschüss...und die Wege trennen sich.

 

Jetzt sitzen wir in der Sonne auf unserer Wolldecke. Aus dem mp3-Player tönt die aus dem Internet gesaugte Mucke. Wir schauen den spielenden Kindern und den hippen joggenden Lifestyle-Junkies zu und denken an die Begegnung mit der Freundin.

Die schweigende Stille auf der Decke ist lauter als die treibenden Technobeats, lauter als das Kichern der Kinder, lauter als das Zischen der Becks-Kronkorken, die wir stumm mit unseren Einwegfeuerzeugen öffnen.

M. bricht das Schweigen und sagt: "Zum Kotzen"...und alle wissen was er meint.

Unsere Freundin lebt seit über 30 Jahren in ihrer verspielten Wohnung am Park...jetzt muss sie sich Sorgen machen...dabei hat sie immer gearbeitet und gebuckelt...46 Jahre...plötzlich passt sie nicht mehr in die Stadt, weil die Rente nicht ausreicht, soll sie jetzt nicht mehr dazu gehören...

 

"Es wird endlich Zeit die Eigentumsfrage zu stellen!"

 

...meint S. ...und erntet Zustimmung auf der Decke.

Schnell sind wir sind uns einig: Wohnraum darf keine Ware sein!

D. sagt es gäbe alleine in Berlin 18 Zwangsräumungen pro Tag...

Wieder Schweigen... jeder von uns verfolgt seinen eigenen Film im Kopf.

Meine Gedanken kreisen um die Geschichte von Rosemarie, die Augen der andere verraten ähnliches Grübeln, grenzenlose Wut steigt in mir auf...brüllende Stille im Park inmitten des Sonnenscheins und des wummernden Technobass'.

Die Gedanken kreisen um fünf Jahre Finanzmarktkrise, die es nicht vermochte die Ohnmacht der Linken zu durchbrechen. Ich denke an die festgefahrenen Verhältnisse, die Hoffnungslosigkeit der Menschen, die ebenso unzufrieden wie hilflos erscheinen, während ihre müden Augen in der S-Bahn einander ausweichen. Ich denke an die Abwehrkämpfe, die Demos, auf denen wir in den letzten Wochen mitgelaufen sind...

 

Die Demos? Gehen sie über gefällt mir Buttons bei Facebook hinaus?  

Verbünden sie uns? Zeigen sie uns antikapitalistische Ansätze auf?

Führen sie uns gar zu bunten Utopien?...nö...Fehlanzeige!

 

Utopien stoßen heute auf gesellschaftliches Desinteresse, es wird nicht für sie gekämpft...dabei sind es gerade Utopien, die heute für den gesellschaftlichen Aufbruch so dringend notwendig wären!

 

T. arbeitet für die Finanzdienstleistung, ein viel feineres Wort für Bank, und hat schon oft berichtet, dass gerade in der seit Jahren herrschenden Niedrigzinsphase, das Kapital ins sogenannte Betongold, also in Immobilien fliesst. Immobilien verkommen immer mehr zu Spekulationsobjekten, weiss er aus der Bankpraxis zu berichten...

 

und unsere Freundin darfs ausbaden...

während ihr die Angst vor Altersarmut die Nächte raubt!

 

M. erinnert uns an die jüngste Bullenhektik, die neue Frankfurter Härte, die uns vor zwei Wochen quasi vor der Haustür überraschte...im Gallus sollte in der Kriftelerstrasse 84 ein selbstorganisiertes Stadtteilprojekt entstehen. Partizipative Angebote für die Frankfurter BürgerInnen sollten eine Chance bekommen, in basisdemokratischen Strukturen der schleichenden Gentrifizierung Frankfurts entgegen zu wirken. 

Kurzerhand wurde das über ein Jahr leerstehende Objekt, das ehemals als Sozialrathaus fungierte, von der Gruppe Blauer Block, angeeignet, um einfachen Bürgern aktive Mitbestimmungsmöglichkeiten an der künftigen Ausgestaltung des Projekts zu ermöglichen. 

Uns freute der gelungene Coup und wir machten uns Gedanken, wie wir uns im Projekt mit unseren Ideen einbringen könnten.

Doch eine neue Qualität Frankfurter Bullenrepression machte diese junge Hoffnung schnell obsolet. Mit frischer Taktik, in Nazi-Schlägertrupp-Manier wurde die Aktion niedergeknüppelt. Fassungslos und geschockt nahmen wir die Brutalität der Frankfurter Polizei zu Kenntnis.

"Wir sollen doch bloß eingeschüchtert werden...das ist ne Warnung an alle, die diese Scheiß-Gesellschaft satt haben und aufbegehren, eine fiese Berechnung und üble Bullen-Repressions-Taktik...die wollen, dass wir Angst haben!" meint S. und alle in der Runde wissen, wie recht sie damit hat...

 

"Angst essen Seele auf" entfährt es D. beim Zischen der Kronkorken...

...die nächste Runde Becks hat sich auf den Weg gemacht dem grünen Flaschenhals zu entkommen...

 

"Wir müssen uns zusammentun...Hausprojekte gründen!"

 ...meint M. 

"Yap, da gibts doch das Mietshäusersyndikat..." wirft S. ein...

Richtig, davon haben wir schon mal gehört und alle halten das Konzept für klasse, auch wenn die Runde sich schnell einig ist, dass, wenn dieses Konzept ganze Strassenzüge, oder Stadtteile erschliessen wollte, weiter entwickelt werden müsste...das wäre unsere Aufgabe!

Die Debatte gewinnt jetzt an Fahrt und dreht sich schnell darum, wie überregionale Konzepte aussehen könnten..."Der soziale Wohnungsbau muss gestärkt werden", meint D.

"Ja nur wie? Vergess nicht, dass die grosse Welle der Hausbesetzungen in den Achtzigern seinen Ursprung gerade in der verfehlten Politik des sozialen Wohnungsbaus hatte und überwiegend aus Flächensanierung und Stadtzerstörung sowie mafiöser Strukturen der lokalen Politik, Bauwirtschaft und Anlegern bestand!" sagt M. "Frag mal die Leute vom Kotti & Co in Berlin" fährt er fort...

 

"Vielleicht könnte ein Ansatz die Wohnungspolitik Österreichs in den 1920er Jahren sein, Stichwort Rotes Wien" merkt T. an.

 

Der Wiener Gemeindebau wurde damals vor allem durch Wohnraumsteuer auf Luxuswohnungen und niedrigen Zinsen finanziert.

Bei seiner Einführung war er nicht nur Ausdruck der Kräfteverhältnisse zwischen Kapital und Arbeit, sondern stand ebenso für einen Entwicklungspfad, in dem das Finanzkapital dominierte und Interesse an niedrigen Mieten hatte, weil diese weniger Lohnkosten bedeuteten.

 

"Die Idee ist ja nicht schlecht, stellte letztlich aber auch kein befriedigendes Gegenmodell zum Kapitalismus dar, sicherte es doch am Ende nur die schnöde Staatsinvestition und reihte sich brav in die seinerzeit vorherrschenden fordistischen Entwicklungsstrategien ein." stellt M. fest

 

"Vergesellschaftung, Leute, Vergesellschaftung...nicht nur beim Wohnen, sondern in allen wesentlichen gesellschaftlichen Bereichen... das sagen wir doch auch in anderen Zusammenhängen..." quäkt S.

 

"Wie wäre es mit Genossenschaften und Hausprojekten!" ruft plötzlich ein Pärchen von der gegenüberliegenden Decke im Park uns zu und rückt rüber ...

 

"Genau! Wie aber gelingt es uns dann langfristig den Vereinnahmungstendenzen des Kapitalismus zu widerstehen?"

 

Unsere neuen Freunde verstehen was wir meinen:

Das Problem ist und bleibt der Markt, das System...

 

"Am Samstag ist die Wem gehört die Stadt Demo, wir gehen dahin, was ist mit euch?" fragt T die beiden und spielt auf den Bundesweiten Aktionstag am 28.09.2013 an.

 

Die neuen Freunde beschließen auf der Stelle, gemeinsam hinzugehen...

 

Entschlossenheit erfasst die Gruppe, die Fäuste geballt formulieren sie ihre Ziele...und halten fest:

 

...dass eine Verbindung aus überschaubaren demokratischen Kollektiven entstehen muss, die auf kommunaler und staatlicher Ebene zu koordinieren ist um so den Bezug zur Paralelle mit den kapitalistischen Metropolen der Welt herzustellen...

 

...dass die Warenform, gerade beim Thema Wohnen durchbrochen gehört! 

Und dies Klassenkampf und Courage bedeuten wird...

 

...dass die angestrebte Vergesellschaftung einen Gegenangriff auf den uns umgebenden Upfuck darstellen wird, den es zu befördern gilt.

 

...dass diese Beförderung durch Kiezinitiativen, in Mieterprotesten, in Hausprojekten und Recht auf Stadt Bewegungen umgesetzt werden muss...

 

...dass die Empörung auf die Straßen und in die Häuser  hinein gehört...

 

...dass wir viele sind...uns nicht verstecken, sondern zusammentun sollen!

 

...dass wir heute froh sind, uns heute in der Sonne, beim Dröhnen der Technobeats und Kichern der Kinder, inmitten der grünen Hälse getroffen zu haben!

 

...dass wir gemeinsam in der Lage sind, gemeinnützige Hausprojekte und unsere Vorstellungen von alternativen Lebenskonzepten, das Recht auf Stadt, zusammen zu planen und zu gestalten...

 

...dass wir für unsere Freundin aus der Strassenbahn und alle Menschen in ähnlicher Situation, für uns alle, eine neue Perspektive schaffen wollen und werden...

 

...für dezentrale Strukturen und für die Kooperation!

 

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