unser Blog

unsere Ideen

unser Archiv

Konzernkritik

Unabhängige Medien

Alternative Wirtschaftspolitik

Aktiv werden

Systemüberwindung

Medientipps

Vortrag

Horst Stowasser

You Tube 13.12.2012

Video

Don R. Wetter

YouTube 23.10.2013

Appell

Genug Essen für 12 Milliarden

Jean Ziegler 

Video

Weltenhüpfer

Youtube 10.05.2013

Revolution

...coming soon

nach der demo ist vor

der demo

global ®evolution...

...und wir alle vereint...

Forderung 7

Geldschöpfung in öffentliche Hand

Reicher Mann und armer Mann standen da und sah`n sich an. Da sagt der Arme bleich: 'Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich.'
    -     Berthold Brecht    -

 

Das Privileg der Schöpfung und Ausgabe von Geld ist nicht nur ein der Regierung vorbehaltenes Recht, sondern kann zu deren kreativstem Instrument werden.

    -     Abraham Lincoln   -

 

In Forderung 7 prangern wir das bestehende Schuldgeldsystem an.

Jetzt wollen wir uns die Zeit nehmen, unsere Ideen einer humanen Geldversorgung darzustellen.

 

Wir steigen mit der Papiergeld-Szene aus Goethes Faust II ein.

 

Marschalk:                   Durchlauchtigster, ich dacht in meinem Leben

                                   Vom schönen Glück Verkündung nicht zu geben

                                   Als diese, die mich hoch beglückt,

                                   In deiner Gegenwart entzückt:

                                   Rechnung für Rechnung ist berichtigt

                                   Die Wucherklauen sind beschwichtigt,

                                   Los bin ich solcher Höllenpein;

                                   Im Himmel kann‘s nicht heitrer sein.

Heermeister:                Abschläglich ist der Sold entrichtet,

                                   Das ganze Heer auf’s neu verpflichtet,

                                   Der Landsknecht fühlt sich frisches Blut,

                                   Und Wirt und Dirnen haben’s gut.

Kaiser:                         Wie atmet eure Brust erweitert!

                                   Das faltige Gesicht erheitert!

                                   Wie eilig tretet ihr heran!

Schatzmeister:             Befrage diese, die das Werk getan.

Faust:                          Dem Kanzler ziemt’s die Sache vorzutragen.

Kanzler:                       Beglückt genug in meinen alten Tagen.

                                   So hört und schaut das schicksalsschwere Blatt,

                                   Das alles Weh in Wohl verwandelt hat.

                                   Zu wissen sei es jedem, der’s sich begehrt:

                                   Der Zettel hier ist tausend Kronen wert.

                                   Ihm liegt gesichert, als gewisses Pfand,

                                   Unzahl vergrabnen Guts im Kaiserland.

                                   Nun ist gesorgt, damit der reiche Schatz,

                                   Sogleich gehoben, diene zum Ersatz.

Kaiser:                         Ich ahne Frevel, ungheuren Trug!

                                   Wer fälschte hier des Kaisers Namenszug?

                                   Ist solch Verbrechen ungestraft geblieben?

Schatzmeister:             Erinnre dich! hast selbst es unterschrieben;

                                   Erst heute nacht. Du standest als großer Pan,

                                   Der Kanzler sprach mit uns zu dir heran:

                                   Gewähre dir das hohe Festvergnügen,

                                   Des Volkes Heil, mit wenigen Federzügen,

                                   Du zogst sie rein, dann ward’s in dieser Nacht

                                   Durch Tausendkünstler schnell vertausendfacht.

                                   Damit die Wohltat allen gleich gedeihe,

                                   So stempelten wir gleich die ganze Reihe,

                                   Zehn, Dreißig, Fünfzig, Hundert sind parat.

                                   Ihr denkt euch nicht, wie wohl’s dem Volke tat.

                                   Seht eure Stadt, sonst halb im Tod verschimmelt,

                                   Wie alles lebt und lustgenießend wimmelt!

                                   Obschon dein Name längst die Welt beglückt,

                                   Man hat ihn nie so freundlich angeblickt.

                                   Das Alphabet ist nun erst überzählig,

                                   In diesem Zeichen wird nun jeder selig.

Kaiser:                         Und meinen Leuten gilt’s für gutes Geld?

                                   Dem Herr, dem Hofe genügt‘s zu vollem Sold?

                                   So sehr mich’s wundert, muß ich’s gelten lassen. [1]

 

 

So wie dem Kaiser geht es dem Großteil der Bevölkerung. Wir verstehen das Geldsystem nicht, aber da es scheinbar funktioniert und wir uns sosehr daran gewöhnt haben, stellen wir die entscheidenden Fragen nicht mehr.

Goethes Worte haben jedoch einen realen Bezug: Die Papiergeldeinführung Großbritanniens im Jahre 1694 durch die Bank of England unter Wilhelm III. von Oranien.

Von der Öffentlichkeit kaum bemerkt, wurden die mit der Gründung der Bank of England notwendig werdenden Gesetze in aller Stille verabschiedet, versteckt in einem Zusatz zu einem Steuergesetz über Schiffstonnage.

Die Bank war von Anbeginn von Privatleuten kontrolliert. Es war ihr erlaubt, Noten in derselben Höhe auszugeben, wie sie Kredite an die Regierung vergab. Oder anders ausgedrückt: Die Schulden der Regierung dienten der Bank als Reserve.

Ersuchte also die Krone die Bank um einen Kredit, musste diese nicht über  die gewünschte Summe Geld verfügen, d.h. sie konnte einfach Noten ausgegeben und das Geld für den Kredit quasi aus dem Boden stampfen.

Diese Art Reservemedium war in der Tat verlässlicher als Gold oder Silber, und die Befürworter dieses Systems argumentierten mit Recht, die Bank könne sich auf eine Reserve stützen, die nur beim Untergang der Nation obsolet würde.

Es wurde jedoch nicht darauf aufmerksam gemacht, dass die Bank trotz der von der Krone erhaltenen Zinsen in diesem Geldschöpfungsprozess völlig überflüssig war, denn die Regierung hätte schließlich zu denselben Konditionen eigene Noten ausgeben können, ohne jegliche Zinszahlungen.

Heute ist es noch immer so, dass das Geld nicht direkt durch die Regierungen in den Wirtschaftskreislauf kommt, sondern umständliche Wege durch Zentral- und Geschäftsbanken einschlägt, die stets mit Zinszahlungen verknüpft sind.

Dabei wird die Geldmengensteuerung und Geld-Schöpfung im finanzmathematischen Terminus verklausuliert dargestellt, so dass sich freiwillig kein Mensch damit beschäftigt und alle denken, "ach, da steig ich ja doch nicht durch, wird schon richtig sein, was die Fachleute da ausbaldowern".

Was die wenigsten ahnen: im Kern ist das System sehr simpel und es lohnt sich, genauer hinzuschauen.

Gesetzliches Zahlungsmittel im heutigen Geld-System sind Banknoten und Münzen.

Das Geld auf unserem Girokonto zählt juristisch nicht dazu. Trotzdem wird es wie gesetzliches Zahlungsmittel verwendet. Schließlich ziehen sogar die Finanzämter Steuern, wie  bspw. die KFZ- oder Grundsteuer direkt per Lastschrift vom Girokonto ab.

Tatsächlich kommt "Geld“ heute zwischen 80 und 95% durch Kreditvergabe durch Geschäftsbanken, die keinen staatlichen Auftrag hierfür besitzen, in den Wirtschaftskreislauf.

Hinter den Geschäftsbanken stehen Privatleute, die sich in der Regel nicht der Allgemeinheit verpflichtet fühlen, sondern lediglich ihren Aktionären.

Dies ist unserer Meinung nach das wesentliche Grundproblem im Geldsystem.

Der von der Bank aus dem Nichts entstandene Kreditbetrag muss inklusive Zinsen zurück bezahlt werden. Die Zinsen werden jedoch bei der Schöpfung des Kredites nicht berücksichtigt. Somit ist im Gesamtsystem niemals genug Geld da, um die Kredite vollständig zurück zu zahlen. Krisen, Konkurse, Rezessionen sind somit ins Gesamtsystem eingebaut, sind somit systemimmanent.    

Weil heute die Geldschöpfung vorwiegend von den Geschäftsbanken durchgeführt wird, geht der öffentlichen Hand eine große Einnahmequelle verloren. Bezogen auf den Euroraum würden die zusätzlichen Einnahmen der öffentlichen Hand aus der Geldschöpfung bei etwa 400 Mrd. Euro pro Jahr liegen, bezogen auf Deutschland bei etwa 80 Mrd. Euro. Zinszahlungen an Privatleute würden dagegen entfallen!

Die Bundesbank schätzt, dass von den 2 Billionen Staatsschulden in Deutschland 1 Billionen Auslandsschulden sind (überwiegend gehalten von Banken, Versicherungen, Bausparkassen, Privatsektor etc.). Auch bei den inländischen Gläubigern stellen die Kreditinstitute mit 560 Mrd. die mit Abstand größte Gruppe.

Lediglich 1%  der Staatsschulden liegen bei Sozialversicherungen und der Bundesbank.

Für jede Milliarde Euro Schulden müssen derzeit, Tendenz steigend (exponentielles Wachstum), 45 Millionen Zinsen gezahlt werden, im Jahr 2011 war das so viel wie die gesamte Neuverschuldung der BRD im gleichen Jahr, nämlich 62 Mrd. Euro.

Hierin liegt eine wesentliche soziale Sprengkraft innerhalb der Gesellschaft, die immer weiter voranschreitende ungleiche Verteilung der Vermögen:

Die obersten 10% der Bevölkerung in Deutschland haben dreimal so viel Vermögen wie der Staat Schulden hat! Am unteren Ende der Einkommensskala hingegen sind 6,4 Millionen Menschen überschuldet.

Hinzu kommen die "versteckten Zinskosten" die in allen Produkten einkalkuliert sind und dafür sorgen, dass 90% der Bevölkerung Zinsverlierer sind obwohl sie jährlich durch kleinere Sparvermögen, eine geringe Guthabenverzinsung bei Banken erzielen!

Helmut Creutz hat nachgewiesen, dass inzwischen, (laufend steigend, da exponentielles Wachstum), 40% Zinskosten in den Preisen und Mieten verborgen liegen.

"Man könnte rein theoretisch mit einer 20-Stunden-Woche seinen Lebensstandard, den man heute hat, decken, wenn man nicht eben auch noch ein Drittel der Zeit für die Zinsen arbeiten müsste." - Helmut Creutz 1993 -

In unserem System muss der Finanzsektor Geld verleihen, da es sonst keine Zinsen trägt. Daraus entsteht langfristig die Praxis, Geld auch an Menschen zu verleihen, die nicht solvent bzw. kein seriöses Geschäftsmodell haben.

Die letzte Krise hatte hierin ihren Ursprung, war also nicht durch die Gier einzelner provoziert, sondern vielmehr der Tatsache geschuldet, dass es wegen der starken Anhäufung von Vermögen in den letzten zwanzig Jahren, durch die am anderen Ende zunehmend Armut produziert wird, zu viel anlagesuchendes Kapital gibt.

Produktiv investiert wird dieses nur noch, wenn Renditen wie in der Finanzwirtschaft erreicht werden; der öffentliche Sektor, in dem die Renditen mager, der Bedarf der Gesellschaft aber umso größer ist, geht leer aus. Investitionen werden immer stärker fehlgeleitet.

Daher ist es aus unserer Sicht von enormer Wichtigkeit, die Geldschöpfungsmöglichkeiten der Geschäftsbanken wirksam zu unterbinden.

Es darf keinen Eigenhandel der Kreditwirtschaft mehr geben. An dessen Stelle müssen gesetzliche Verpflichtungen für Banken, Fonds und sonstige Kreditinstitute vereinbart werden, die einzig die wirtschaftliche Entwicklung nach sozialen und ökologischen Maßstäben fördern!

Den Umbau der bestehenden Geldarchitektur sehen wir mit der Errichtung einer vierten Staatsgewalt (Monetative) am vielversprechendsten verwirklicht.

Dem instabilen, kaum zu kontrollierenden, viel zu teuren Geldwesen unserer Zeit wäre mit einer einfachen Reform, bestehend aus zwei Teilen zu begegnen:


1. Die Zentralbanken schöpfen den Betrag an neuem Geld, der nach ihrer Einschätzung zur Erhöhung der Geldmenge notwendig ist. Dieser Betrag besteht sowohl aus Bargeld als auch unbarem Geld. Er wird den Regierungen als Staatseinnahme zur Verfügung gestellt. Dieser Geldschöpfungsgewinn zugunsten der öffentlichen Hand wird Seigniorage genannt. Die Regierungen bringen das neue Geld durch öffentliche Aufgaben in Umlauf.

2. Es wird nicht mehr möglich sein, dass neues Geld als gesetzliches Zahlungsmittel an anderer Stelle geschöpft wird. Den Geschäftsbanken wird die Möglichkeit entzogen, per Kreditvergabe neues unbares Geld zu schöpfen, so wie sie das heute praktizieren. Ihre Rolle bei der Kreditvergabe wird auf die Vermittlung von Darlehen auf der Grundlage von bereits vorhandenem Geld beschränkt.[2]


Nach Umsetzung dieser "Vollgeldreform“, definiert die "Vollgeldmenge" M die Geldmenge genauer als jeder heute verwendete Geldmengenbegriff.

"Vollgeld“ ist sowohl Bargeld als auch unbares Geld auf laufenden Konten.

Durch die "Vollgeldreform“ wird das Geld den neuen Bedingungen des Informationszeitalters angepasst und das Vorrecht des Staates zur Ausgabe von gesetzlichen Zahlungsmitteln wiederhergestellt.

Der dadurch verfügbare Geldschöpfungsgewinn, die Seigniorage, wird als öffentliche Einnahme verbucht.

Ein "Vollgeldsystem" bedeutet somit auch, dass für alle Sichtguthaben (Guthaben auf Girokonten) eine hundertprozentige Reserve an Zentralbankguthaben bzw. Bargeld deponiert werden muss.

Girokonten werden aus den Bilanzen der Banken ausgegliedert.

Die Banken werden sie, anders als heute, getrennt von ihrem eigenen Geld verwalten. Daraus resultiert eine klare Unterscheidung zwischen Geld als Zahlungsmittel auf laufenden Girokonten (Vollgeld) und Geld als Wertaufbewahrungsmittel auf Sparkonten (Geldkapital).

Sollte diese Trennung nicht beachtet und unbares Geld auf ein laufendes Konto gutgeschrieben werden , wird dies als Geldfälschung oder Betrug geahndet. Es wäre dasselbe wie das illegale Drucken von Banknoten oder das illegale Prägen von Münzen.

Die Monetative würde die Staatshaushalte zinsfrei mit Geld versorgen, wodurch diese von der andauernden Last der Tributzahlung in Form von Zinsen befreit würden.

Die Vorteile einer solchen Umstellung liegen auf der Hand:

-         Mehr Fairness und Gerechtigkeit.

-         Weniger inflationäre Tendenzen in der Wirtschaft.

-         Größere wirtschaftliche Stabilität durch Abflachung von Boom- und                                 Rezessionsphasen im Konjunkturzyklus.

-         Unbedingte Sicherheit des Geldes und höhere Stabilität von Banken.

-         Ein transparentes Geld- und Bankensystem, das sowohl von der                                    Öffentlichkeit als auch von der Politik leicht verstanden wird.

Auch wenn noch nicht alle diesbezüglichen organisatorischen Fragen gelöst sind, viel Überzeugungsarbeit vor uns liegt und Widerstände aufzubrechen sind, scheint uns der Weg dorthin sinnvoll und lohnenswert.

Tiefergehende Analysen findet ihr im Buch Geldschöpfung in öffentlicher Hand von Josef Huber und James Robertson. Oder in diesem Vortrag von Joseph Huber.

Die „Vollgeldreform“ ist nicht gänzlich neu, viele Gesellschaften vor uns hatten ähnliche Systeme und sie hatten Erfolg mit ihnen!

In den USA bspw. wurde am 25. Februar 1862 der greenback eingeführt.

Greenbacks waren echtes amerikanisches Geld. Es handelte sich bei ihnen nicht um das Versprechen später „Geld“ für sie zu bezahlen. Die greenbacks selbst waren das Geld (Im Gegensatz zu den Schatzanweisungen, die fünfzig Jahre zuvor, 1812, in den Vereinigten Staaten ausgegeben wurden, diese mussten stets zu einem späteren Zeitpunkt in Metall rückgezahlt werden, ähnlich unserer heutigen Zins belastenden Schuldverschreibungen).

Greenbacks wurden nicht vom Staat geborgt. Sie hatten nicht zur Folge, dass der Staat Zinsen zahlen musste und sich immer weiter verschuldete.

Leider war es bisher jedoch stets so, dass es die GELDMACHT, durch geschickte Lobbyarbeit, also Bestechung, schaffte, die Politik weg von der unabhängigen Geldversorgung durch den Staat hin zur Abhängigkeit, an den Tropf der Kreditinstitute, also wenigen einflussreichen Männern in der Gesellschaft, zu bewegen.

 

Diese Macht muss gebrochen werden! Dafür setzen wir uns ein und schließen mit den Worten von Benjamin Butler, der die Problematik verstand und am 01. Januar 1869 vor dem amerikanischen Repräsentantenhaus folgende Worte fand:

 

„Unsere patriotischen Väter, die auf diesem Kontinent für sich selbst ein Staatswesen aufbauten, beseitigten von Beginn an sorgfältig jegliches Attribut der Monarchie oder Aristokratie, bis auf eines: sie behielten, ob gut oder schlecht,  die Edelmetalle als den Maßstab bei, mit dem die Besitztümer und die Industrie der neuen Republik bemessen werden. Wir staunen darüber, dass sie so viel verstanden, aber sie verstanden nicht alles.

Ich setze mich daher für nicht konvertierbares Papiergeld ein, für den greenback, der unsere Kämpfe ausgefochten und unser Land gerettet hat. Ich setze mich hier für eine Währung ein, mit der die geschäftlichen Transaktionen von 40 Millionen Menschen sicher und erfolgreich getätigt werden können. Ich setze mich für dieses Geld ein, das für ein aufgeklärtes und freies Volk ein bei weitem besseres Tauschmedium ist als Gold oder Silber – das Geld von Barbaren und Despoten“. [3]

 

[1] Goethe - Lustgarten, Faust II, v.6037 - 6172

[2] Huber und Robertson: Geldschöpfung in öffentlicher Hand, Seite 7.

[3] Butler, Benjamin: Congressional Globe 40. Congress, third Session, 303 ff.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0