Aber die Bedeutung des Lebens kann nicht darin liegen, daß man arbeitet, um zu leben. Das wäre ja ein Widerspruch, denn das hieße, daß die Produktion der Bedingungen die
Antwort sein soll auf die Frage nach der Bedeutung des Bedingten.
- Sören Kierkegaard -
"Der Arbeiter wird um so ärmer, je mehr Reichtum er produziert, je mehr seine Produktion an Macht und Umfang zunimmt. Der Arbeiter wird eine um so wohlfeilere Ware, je mehr Waren er schafft. Mit der Verwertung der Sachenwelt nimmt die Entwertung der Menschenwelt in direktem Verhältnis zu. Die Arbeit produziert nicht nur Waren; sie produziert sich selbst und den Arbeiter als eine Ware, und zwar in dem Verhältnis, in welchem sie überhaupt Waren produziert.
Dieses Faktum drückt weiter nichts aus als: Der Gegenstand, den die Arbeit produziert, ihr Produkt, tritt ihr als ein fremdes Wesen, als eine von dem Produzenten unabhängige Macht gegenüber. Das Produkt der Arbeit ist die Arbeit, die sich in einem Gegenstand fixiert, sachlich gemacht hat, es ist die Vergegenständlichung der Arbeit. Die Verwirklichung der Arbeit ist ihre Vergegenständlichung. Diese Verwirklichung der Arbeit erscheint in dem nationalökonomischen Zustand als Entwirklichung des Arbeiters, die Vergegenständlichung als Verlust und Knechtschaft des Gegenstandes, die Aneignung als Entfremdung, als Entäußerung.
Die Verwirklichung der Arbeit erscheint so sehr als Entwirklichung, daß der Arbeiter bis zum Hungertod entwirklicht wird. Die Vergegenständlichung erscheint so sehr als Verlust des Gegenstandes, daß der Arbeiter der notwendigsten Gegenstände, nicht nur des Lebens, sondern auch der Arbeitsgegenstände, beraubt ist. Ja, die Arbeit selbst wird zu einem Gegenstand, dessen er nur mit der größten Anstrengung und mit den unregelmäßigsten Unterbrechungen sich bemächtigen kann. Die Aneignung des Gegenstandes erscheint so sehr als Entfremdung, daß, je mehr Gegenstände der Arbeiter produziert, er um so weniger besitzen kann und um so mehr unter die Herrschaft seines Produkts, des Kapitals, gerät.
In der Bestimmung, daß der Arbeiter zum Produkt seiner Arbeit als einem fremden Gegenstand sich verhält, liegen alle diese Konsequenzen. Denn es ist nach dieser Voraussetzung klar: je mehr der Arbeiter sich ausarbeitet, um so mächtiger wird die fremde, gegenständliche Welt, die er sich gegenüber schafft, um so ärmer wird er selbst, seine innere Welt, um so weniger gehört ihm zu eigen. Es ist ebenso in der Religion. Je mehr der Mensch in Gott setzt, je weniger behält er in sich selbst. Der Arbeiter legt sein Leben in den Gegenstand; aber nun gehört es nicht mehr ihm, sondern dem Gegenstand. Je größer also diese Tätigkeit, um so gegenstandsloser ist der Arbeiter. Was das Produkt seiner Arbeit ist, ist er nicht. Je größer also dieses Produkt, je weniger ist er selbst. Die Entäußerung des Arbeiters in seinem Produkt hat die Bedeutung, nicht nur, daß seine Arbeit zu einem Gegenstand, zu einer äußeren Existenz wird, sondern sie außer ihm, unabhängig, fremd von ihm existiert und eine selbständige Macht ihm gegenüber wird, daß das Leben, was er dem Gegenstand verliehen hat, ihm feindlich und fremd gegenübertrifft."
- Karl Marx -
Wir erstreben eine Gesellschaft, innerhalb derer die Produktionshergänge auf Nutzen und Sinnhaftigkeit ausgerichtet sind. Unsere erste Forderung lautet, dass die Produktion den wahren Bedürfnissen des Menschen und nicht den Erfordernissen der Wirtschaft zu dienen hat!
Die Entfremdung durch Arbeit ist heute so weit fortgeschritten, dass kein Mensch mehr überhaupt noch in der Lage ist, den realen Wert seiner Arbeit einzuschätzen. Deswegen hören die Menschen auf das, was so genannte Experten ihnen über den Wert ihrer Arbeit und ihren eigenen Wert erzählen.
Dieses Denken muss aufhören!
Die Arbeit soll dem Menschen dazu dienen, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, nicht der Mensch soll der Wirtschaft dazu dienen, die anfallende Arbeit zu verrichten. Deshalb fordern wir, dass zunächst jedem Menschen soviel zusteht, dass er seine Grundbedürfnisse decken kann und darüber hinaus seine Teilhabe am kulturellen und gesellschaftlichen Leben gewährleistet ist. Die Arbeit muss nach dem Bedarf ausgerichtet werden, alles, was produziert wird, soll an die Menschen gegeben, nichts zurückbehalten werden. Dabei sollte nicht über den Bedarf hinaus produziert werden. Die so insgesamt anfallende Arbeit soll gerecht unter allen Menschen aufgeteilt werden, genau so wie alles Erarbeitete den Menschen gemeinsam gehört. Bei einer solchen Art der Kooperation wären Zahlungsmittel überflüssig, jeder trägt nach seinen Kenntnissen und Fähigkeiten zum Gelingen des ökonomischen Kreislaufs bei und jeder hat das Recht zur Teilhabe an allen produzierten Gütern und gesellschaftlichen Einrichtungen.
In unserer Gesellschaft geht ein Gespenst um, das nur wenige deutlich sehen. Es ist nicht der alte Geist des Kommunismus oder des Faschismus. Es ist ein neues Gespenst:
eine völlig mechanisierte Gesellschaft, die sich der maximalen Produktion und dem maximalen Konsum verschrieben hat und von Computern gesteuert wird.
Erich Fromm, Die Revolution der Hoffnung
Es darf nicht sein, dass auf diesem Planeten, auf dem es eigentlich genug Wasser und Lebensmittel für die gesamte Bevölkerung gibt, 870 Millionen Menschen weltweit hungern, hauptsächlich sind es Kinder (Quelle: www.welthungerhilfe.de). Menschen empfinden Leid, welches wir verringern können, wenn wir eine Kooperation bilden. Die Wirtschaft empfindet nichts, es macht sie nicht traurig, wenn sie stagniert oder fällt, sie empfindet keine Freude, wenn sie im Aufschwung ist. Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum die Belange der Wirtschaft über die der Menschen gestellt werden sollten. Das Wohlergehen jedes einzelnen Menschen muss oberstes Prinzip jeder ökonomischen oder politischen Entscheidung sein. Jedes andere Prinzip verletzt die Würde des Menschen.
Deshalb fordern wir eine vernunftorientierte Produktion, die nicht auf das Gewinnstreben einzelner ausgerichtet ist, sondern darauf, allen Menschen einen gewissen Lebensstandard zu bieten; keine Überproduktion, alles was produziert wird, muss den Menschen in ihrer Gesamtheit zur Verfügung gestellt werden. Wird das Wohl aller zum Ziel der Produktion, statt der Gewinn einzelner, dann dient jene den wahren Bedürfnissen des Menschen.
Lasst uns diesen Wahnsinn stoppen: Nicht, wie es der Wirtschaft geht, ist entscheidend, sondern wie es den Menschen geht!
Der seelisch gesunde Mensch ist der produktive und nicht entfremdete Mensch, der liebend zur Welt in Beziehung tritt und seine Vernunft dazu benutzt, die Realität
objektiv zu erfassen; es ist der Mensch, der sich selbst als eine einzigartige individuelle Größe erlebt und sich gleichzeitig mit seinen Mitmenschen eins fühlt, der sich keiner irrationalen
Autorität unterwirft und freiwillig die rationale Autorität seines Gewissens und seiner Vernunft anerkennt, der sich sein ganzes Leben lang im Prozeß des Geborenwerdens befindet und der das
Geschenk seines Lebens als die kostbarste Chance ansieht, die er besitzt.
Erich Fromm, Wege aus einer kranken Gesellschaft
Wir fordern:
Die Produktion hat den wahren Bedürfnissen des Menschen und nicht den Erfordernissen der Wirtschaft zu dienen!
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