„There Is No Alternative“ -Magret Thatcher-
„Fällt der Euro, dann fällt Europa“ -Angela Merkel-
„Wir bekommen immer die Mehrheiten, die wir brauchen“ -Angela Merkel-
Vernünftigen Menschen wird es sicher einleuchten: Zur Euro-Rettung gibt es keine Alternative.
Die Währung muss verteidigt werden. Andernfalls droht der Untergang des Abendlandes. Mangelnde Gesundheitsversorgung in demokratischen Ländern des Euro-Raums sind genauso hinzunehmen, wie
verzweifelte Selbstmorde von Menschen die morgen nicht mehr wißen wie die Miete bezahlt werden soll.
In diesen außerordentlichen Zeiten ist es schmerzlich, aber leider unvermeidlich, Opfer zu bringen.
Schließlich hat man Jahre über seine Verhältnisse gelebt, war semi-korrupt, frönte einer Fakelaki-Mentalität und überhaupt, hätten die "Pleite-Griechen" gar nicht erst aufgenommen werden dürfen
in den elitären Kreis der Anständigen.
Jetzt kommt die gerechte dicke Rechnung.
T.I.N.A. - There Is No Alternative!
Aber Gott sei Dank steht uns Angela Merkel bei! Und wie gut, dass unsere Gallionsfigur von so edlen, gutherzigen und überaus weitsichtigen Beratern der Goldman-Sachs-Gruppe betreut wird. Haben
diese Herren doch jahrelange Erfahrung in der Krisenbewältigung. Darum sind wir heilfroh, dass die Kanzlerin ihnen auch hierzulande wichtige Posten zukommen lässt. Außerdem ist es überaus
beruhigend, dass der Präsident der EZB, Mario Draghi, der Ministerpräsident von Griechenland, Andonis Samaras, und der italienische Ministerpräsident, Mario Monti, ebenso aus dem Hause Goldman
kommen. Es braucht erfahrene unvoreingenommene Ökonomen, an des Staates Spitze, um die marktgerechte Demokratie zu bewahren.
Wir bewundern, dass der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Deutschen Pfandbriefanstalt (depfa), Gerhard Bruckmann, mit dem Verkauf der depfa an die Hypo Real Estate (HRE) 100 Millionen EURO
"verdient" hat und seither untergetaucht ist, rechtmäßig und unbelangt. Das ist einfach super!
Es kümmert uns nicht weiter, dass hiernach 7,7 Milliarden EURO Soforthilfe direkt aus dem SoFFin (= Steuergeld) an die marode HRE geflossen sind, und darüber hinaus Bürgschaften in Höhe von 123
Milliarden EURO aus dem 480 Milliarden EURO Rettungsschirm beansprucht wurden.
Nein, der Bruckmann hat sein Geld mit Aktienoptionen verdient. Das finden wir toll.
Überhaupt beobachten wir staunend das Auf und Ab der Börsen, der Dax ist unsere tägliche Tagesschau. Wir fiebern mit und finden es klasse, dass sich die Aktien-Kurse seit 1997 dreimal
vervierfacht haben und dazwischen immer wieder eingebrochen sind. Da kommt keine Langeweile auf. Es ist doch großartig, dass es unter diesen Umständen schwierig für die Industrie bleibt,
vernünftig und nachhaltig zu disponieren. Wo kämen wir denn da hin, das Leben ist schließlich kein Bonihof...wir lieben DIE Märkte und huldigen unserem Gott der Spekulation.
Unseren Politikern werden wir Denkmäler bauen, frenetisch unterstützen wir sie unser Rentensystem zu demontieren, schließlich warten die Goldman-Jungs mit tollen überteuerten Produkten der
Privatvorsorge an der Ecke. Wir stürmen mit Freude ihre Banktempel und reißen ihnen die Altersvorsorgeverträge aus der Hand, schließlich gibt der Staat fette Zulagen dazu, Steuervorteile gibt es
obendrauf auch noch, da wären wir ja dumm wenn wir nicht zugreifen würden.
Hartz IV fanden wir überfällig. Wurde höchste Zeit, dass die Sozialschmarotzer zurecht gestutzt wurden. Es waren in der Tat römische Zustände, die vor der Einführung der Arbeitsmarktreformen
herrschten.
Unser Cäsar heißt Schröder, möge er lang und glücklich leben! Und recht haben er und seine Senatoren, sich nach vollendeter Meisterleistung einen Schluck aus der großen Pulle zu genehmigen.
Wir verachten die Nörgler, die System-Kritiker, diese ewig gestrigen. Ihre angestaubten Hinweise, dass die neoliberale Theorie und ihre Konzepte bereits in Chile 1973 auf Kosten der Bevölkerung
durchexerziert wurden, langweilt uns schon lange.
Wir hören auch nicht mehr hin, wenn wir aufgezeigt bekommen, dass Deutschland der eigentliche EURO-Gewinner ist, es auf Kosten Südeuropas saniert wurde, indem die EU-Länder mit billigem Geld
zugeschüttet wurden, damit diese sich die Produkte des Exportweltmeisters Deutschland bitte schön auch leisten konnten.
Wir wundern uns schon lange nicht mehr, dass Finanzinvestoren ungeschoren (nach üppig vereinnahmten Rettungspaketen für Versager-Banken) heute den Staaten vorwerfen dürfen, sie könnten nicht mit
Geld umgehen.
Schließlich weiß doch jede schwäbische Hausfrau, dass man nicht mehr ausgeben kann, als man einnimmt. Und so ignorieren wir die eigene Vergangenheit der Weimarer Jahre unter Heinrich Brüning,
dessen Weg der Sparpakete in den frühen 1930'er Krisenjahren geradewegs in die Barbarei führte.
Nein, die Goldman-Boys haben doch immer recht behalten, warum also auf diese Kommunisten-Propaganda, dass radikales Sparen die Rezession nur weiter verstärken wird,
hereinfallen.
Es langweilt uns, sich mit Leistungsbilanzdefiziten, Exportüberschüssen, BIP-Wachstum, wirtschaftlichen Zusammenhängen, dem Sündenbock schlechthin, dem Kapitalismus, auseinander zu setzen.
Demonstrieren gehen wir ohnehin schon lange nicht mehr...da wird sicher etwas Interessanteres auf RTL kommen.
Wir haben die Kanzlerin. Frau Merkel wird es schon richten.
Alles andere ist ohnehin alternativlos.
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eulenspiegel (Mittwoch, 24 Oktober 2012 23:40)
Brigitte
(Samstag, 15 September 2012 17:17)
hinzuzufügen ist folgendes:Im Wahlkampf in Frankreich kämpfte der sozialistische Präsidentschaftskandidat Francois Hollande, nach eigener Aussage gegen ein „anonymes System“ nämlich gegen das Finanzkapital. Er hätte einen Namen nennen können. Pierre Moscovici, jetzt sein Finanzminister, vorher sein Wahlkampfmanager und Vizepräsident der Lobby Cercle de l‘industrie, der die Staatsverschuldung 2o13 „koste es was es wolle“ unter 3 Prozent drücken will. Auf wessen Kosten das geht ist klar. Die Beschimpfung der Finanzmärkte ist eine PR-Strategie, die drastisch klingt, in der Praxis jedoch folgenlos bleibt. (le monde diplomatique Juni 2012)
Die eigene Bereicherung von Politikern der sozialistischen oder sozialdemokratischen Parteien ist überdies bemerkenswert. Um nur einige Beispiele zu nennen: Gerhard Schroeder (Aufsichtsrat Nord-Stream) Wim Kok (Shell und KLM) Tony Blair (Morgan Chase)
Otto Schily (European Advisory Board) Wolfgang Clement (RWE)
natürlich sind sie in guter Gesellschaft mit ihren konservativen Kollegen z. B. David Miliband, Wolfgang Schüssel usw. Die Liste ist lang und wird täglich länger.
Das alles ist bekannt, wird gar nicht verheimlicht, verschleiert oder beschönigt; in den Medien wird als Grund für Preissteigerungen bei Gas und Strom die Forderung der Aktionäre nach mehr Gewinn genannt.
Als Keule werden täglich dubiose „Bewertungen“ von rating-Agenturen bekannt gegeben, die absolut nichts Glaubwürdiges aussagen.(siehe die Bewertung von „Lehman brothers“ seinerzeit)
Die unterschiedlichsten Menschen fühlen sich verarscht oder
mindestens unbehaglich. Zeit darüber nachzudenken: was tun 15.9.12